So hat sie "unser" Tevje erlebt:
Fröhliches/trauriges, rührendes/störrisches, fleißiges/ärmliches ANATEVKA
ANATEVKA, ein Musical mit vielen Gegensätzen.
Die letzte Vorstellung ist gespielt, Bühne und Tribüne sind abgebaut und bis nächstes Jahr sicher verstaut.
Auch bei uns Spielern hat sich ANATEVKA tief eingebrannt und hat viele emotionale Achterbahnfahrten verursacht.
Die Mühen des Textlernens, der Gesangs- und Bühnenproben haben sich gelohnt, genauso wie die viele Detailarbeit von Regie und Musikalischer Leitung
Die Aktualität des Stückes war uns bei der Auswahl im letzten Sommer nicht bewusst. Plötzlich liest man wöchentlich in der Zeitung oder sieht Berichte in den Nachrichtensendungen zu neuen Auswüchsen im Umgang mit Juden.
Auch der plötzliche Tod eines langjährigen Schauspielkollegen – ausgerechnet am Tag unserer Premiere – hat uns alle tief mitgenommen, aber sicher auch noch enger zusammengeschweißt.
Ein Spruch aus ANATEVKA „Gott sieht uns so gerne fröhlich, selbst wenn unser Herz vor Schmerz am Boden liegt“ steht hier symbolhaft und half uns mit dieser Trauer umzugehen.
Ein sehr breites und durchweg positives Feedback unserer Besucher macht uns sehr stolz. Dazu zähle ich auch Reaktionen aus dem Publikum, welche zeigen, dass das Stück auch sie emotional mitgenommen hat. Dass der ein oder die andere z.B. bei einem Ausspruch Tevje´s „meine Tochter ist für uns gestorben, wir wollen sie vergessen“ lachen kann, ist aber vielleicht auch nur eine Reaktion der Hilflosigkeit von Einzelnen mit einer derartigen Situation oder Wendung umzugehen.
Beeindruckend war für uns gleichermaßen wie für die Zuschauer der lange nicht enden wollende Zug der Vertriebenen.
ANATEVKA lehrt uns, dass wir das Festhalten an der Tradition sowie das Akzeptieren von Neuen immer wieder lernen und annehmen müssen.
Möge ANATEVKA noch lange in uns wirken!
Für mich – Tevje – war es die Rolle meines Lebens und ich bin stolz, Teil dieser Schauspieltruppe zu sein.
Mazeltov
Thomas Reiß alias
Tevje, der Milchmann